15 Jahre für die HGW: Peter Schmid über Konflikte, Nachbarschaft und Genossenschaftsleben
Nach 15 Jahren im Vorstand der HGW tritt Peter Schmid ab. Er blickt zurück auf herausfordernde, bewegende und auch humorvolle Momente. Ein Gespräch über Konflikte, Nachbarschaft und die Zukunft der HGW.
Am ovalen Esstisch in seiner Wohnung im Wolfbühl in Winterthur-Wülflingen serviert Peter Schmid Kaffee. Die Wand in seinem Wohnzimmer leuchtet in sattem Grün, ein Relikt aus seiner Zeit als Maler-Tapezierer. «Wenn die Sonne reinscheint, gibt das ein warmes Licht. Das finde ich den Hammer!», sagt er und lächelt. Jetzt, am Ende seiner Amtszeit als HGW-Vorstandsmitglied, ist es Zeit, zurückzublicken.
Vom Marktpolizisten zum Genossenschaftsvertreter
Peter Schmid war 37 Jahre lang Polizist, davon 15 Jahre Marktpolizist. Konflikte zu lösen, ist ihm nicht fremd. «Mein beruflicher Rucksack hat mir geholfen, auch als Ombudsmann bei der HGW die richtigen Lösungen zu finden. Gerade in einem gemeinschaftlichen Wohnmodell wie der Genossenschaft ist es wichtig, miteinander zu reden und Kompromisse zu finden.»
Sein Weg in den Vorstand begann über die Beschwerdekommission. Zuerst Beisitzer, dann Vorsitzender, bis ihn schliesslich die Generalversammlung in den Vorstand wählte. «Ich bin da so reingerutscht», sagt er trocken. Und geblieben.
Nachbarschaft lebt vom Miteinander
Bei der HGW zuhause zu sein bedeutet für ihn mehr als nur eine Wohnung mieten. «Man muss sich bewusst sein: Wir sind Genossenschafter, keine Eigentümer. Wir sind Teil einer Gemeinschaft und tragen Verantwortung füreinander. Wer bei uns, bei der HGW lebt, gibt und nimmt.»
Peter Schmid und seine Frau haben das selbst gelebt. Als sich – nachdem die eigenen Kinder ausgeflogen waren – das Thema Unterbelegung abzeichnete, zogen sie von einer grösseren in eine kleinere Wohnung. «Es war klar, dass eine Familie mit Kindern den Platz besser nutzen kann. Und wir? Wir brauchen zu zweit keine vier Zimmer, um glücklich zu sein. Eine Stunde Putzen und ich bin durch – und das ist inklusive staubsaugen und den Boden feucht aufnehmen.«
Während seiner Zeit in der HGW-Beschwerdekommission gab es einige Konflikte, die gelöst werden konnten. Peter Schmid erinnert sich: Mal ging es um Lärm, mal um Missverständnisse – oder um Unordnung in der Waschküche.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein kurioser Fall: «Da beschwerte sich eine Bewohnerin über einen «Trampel» in der Wohnung über ihr. Mein Kollege Werner Fürst und ich sind von Seiten der Beschwerdekommission hingegangen und haben getestet. Werner war unten, ich lief oben durch die Wohnung. Das Ergebnis: Barfuss war jeder Schritt laut, mit Crocs lautlos.» Es stellte sich heraus, dass die Geräusche bauliche Gründe hatten und eine Wand den Schall leitete. «Unsere Empfehlung lautete, Hausschuhe anziehen. Fall gelöst.»
Verantwortung übernehmen statt nur kritisieren
Warum sollte man sich im HGW-Vorstand engagieren? Peter Schmid muss nicht lange überlegen: «Weil man etwas bewirken kann. Im Vorstand wird diskutiert, gestritten, entschieden – aber immer mit einem Ziel: das Beste für die Genossenschaft. Und wer nur meckert, sollte es besser machen.»
Sein Wunsch für die Zukunft der HGW: «Mut, auch einmal «Nein» zu sagen, wenn es der HGW nicht entspricht. Wachstum ja – aber mit Bedacht. Die HGW darf nicht zur blossen Wohnungsfirma werden. Wir müssen die genossenschaftlichen Werte bewahren.»
Jetzt freut sich Peter Schmid auf die Zeit mit seiner Familie, aufs Töfffahren, auf die Weinernte bei einem befreundeten Weingut oder aufs Bogenschiessen mit seinen Enkeln. Und darauf, nicht mehr alles entscheiden zu müssen. «15 Jahre im Vorstand sind genug. Es ist Zeit für neue Gesichter, neue Ideen. Ich lasse los – aber mit dem guten Gefühl, dass es weitergeht.»
Danke, Peter, für das Gespräch und deinen Einsatz für die HGW.