02.07.2020

Leana Bächtold, Yogalehrerin, 32 Jahre

Leana Bächtold war während Corona auf der Reise ihres Lebens. Diese lief anders ab, als gedacht – aber nicht weniger unvergesslich.

Sie waren Anfang dieses Jahres in Asien. Wie haben Sie die Situation dort erlebt?
Für uns wurde die Corona-Situation Ende Januar in Nordthailand bereits spürbar, es gab dort viele chinesische Touristen, die mit Masken herumgelaufen sind. Wir wurden in den Hotels über die Regeln informiert und natürlich haben wir die Nachrichten im Fernsehen, übers Smartphone und in Zeitungen mitverfolgt.

Haben Sie da an Rückkehr gedacht? 
Nein, eigentlich nicht. Mein Mann und ich wollten diese Reise unbedingt machen und hatten beide unsere Jobs gekündigt. Wir haben uns auch zu diesem Zeitpunkt nicht unwohl gefühlt, es war einfach komisch, Gesichtsmasken zu tragen. Wir haben dann aber unsere Route geändert: Statt weiter nach Laos, Vietnam und Kambodscha sind wir nach Neuseeland geflogen. Dort war Corona weniger ein Thema. 

Haben sich Ihre Familie oder Ihre Freunde in der Schweiz um Sie gesorgt? 
Ja, schon etwas. Wir haben zum Beispiel einmal eine Sprachnachricht von Freunden erhalten, dass wir auf uns achtgeben sollen.

Wie war die Situation in Neuseeland? 
Da war es recht entspannt, weil es kaum Touristen hatte. Wir flogen in einem halb leeren Flugzeug dahin. In Australien mussten wir umsteigen und durften zuerst das Flugzeug wegen eines Verdachtsfalls nicht verlassen, aber das löste sich dann wieder auf. In Neuseeland haben die Leute fast etwas überreagiert, fanden wir. In Auckland war zum Beispiel das Desinfektionsmittel ausverkauft, obwohl es nur einen einzigen Fall dort gab. Und die Gäste der Campingplätze wurden offenbar alle nach dem Ausweis gefragt. Das erzählten uns Freunde, die auch in Neuseeland unterwegs waren in dieser Zeit. 

Wie ging es nach Neuseeland weiter?
Weil wir über Thailand in die Schweiz zurückfliegen wollten und unsere Reise sowieso zu Ende ging, reisten wir noch einmal zwei Wochen nach Asien und versuchten via Singapur und Malaysia nach Thailand zu gelangen. Es war kompliziert, ständig wurden Flüge gestrichen oder verschoben und schliesslich haben wir es auch nicht mehr nach Thailand geschafft. Wir haben das EDA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) nicht erreicht, aber dank unseres Reiseversicherers konnten wir dann von Malaysia über Doha in die Schweiz fliegen. Die Situation hatte sich im Vergleich zum Beginn der Reise stark verändert. Es wurde Schlimmes aus Italien und der Schweiz berichtet und die Stimmung gegenüber uns westlichen Touristen war sehr distanziert. Wir waren oft die Einzigen weit und breit.

Wie fühlte sich das an? 
Das war etwas komisch. Man wusste auch nie, was noch geht und was nicht – und wie man weiterkam. Wir fühlten uns in diesen zwei Wochen wie auf der Flucht. Auch im Flugzeug zurück in die Schweiz war es unangenehm: Es reisten viele offensichtlich kranke Leute mit, auch völlig ungeschützt.

Wie war die Ankunft in der Schweiz und was passierte danach?
Es war eine riesige Erleichterung, meine Schwestern am Flughafen zu sehen. Wir waren einfach nur froh, gesund wieder zu Hause zu sein. Mein Mann hat gleich wieder mit vollem Einsatz zu arbeiten angefangen, er ist Rettungssanitäter. Ich habe mich selbständig gemacht und Online-Yogakurse angeboten – das klappte ganz gut und ich mache das neben den normalen Kursen auch weiterhin. 

Was nehmen Sie sonst noch aus dieser Zeit mit?
Es geht uns gut, wir sind und waren nach der Rückkehr immer recht entspannt. Wir fanden: Solange wir hier und gesund sind, kann uns nach all dem, was wir erlebt haben, nichts Schlimmes passieren. Was es bedeutet, gesund zu sein, war uns vorher schon nicht so bewusst. Ich glaube, dass viele Leute in der Zeit den Blick auf das Wesentliche geschärft haben, darauf, was wirklich zählt. Es wäre schön, wenn dieses Bewusstsein bleiben würde.

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