02.07.2020

Roland Honegger, Verwaltungsangestellter, 43 Jahre

Roland Honegger ist Quartiervereins-Präsident der Siedlung Grabenacker und war erstaunt über die Reaktion auf die Nachbarschaftshilfe.

Herr Honegger, der Quartierverein hat Nachbarschaftshilfe organisiert. Was haben Sie gemacht?
Wir haben Flyer in die Briefkästen verteilt, Aushänge gemacht und zusätzlich per E-Mail die Vereinsmitglieder informiert: Man konnte sich bei uns melden, wenn man entweder Hilfe anbieten oder Hilfe annehmen wollte, fürs Einkaufen oder sonstige alltägliche Erledigungen.

Wie war der Rücklauf? 
Rückmeldungen für das Anbieten von Hilfe kamen einige, allerdings haben sich kaum Leute gemeldet, die die Hilfe in Anspruch nehmen wollten. 

Was, denken Sie, ist die Ursache? 
Ich habe mit älteren Bewohnern bei uns in der Siedlung darüber gesprochen und ihnen auch angeboten, dass ich für sie einkaufen gehen würde: Einige meinten aber, dass sie das durchaus selber können und es ja nicht so ein Problem sei. Vielleicht waren sie auch einfach froh, etwas rauszukommen, als nur zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich wurden viele ältere Menschen von ihren Kindern oder Enkeln unterstützt und brauchten deshalb die Nachbarschaftshilfe nicht. Ich bin zum Beispiel auch für meine Eltern einkaufen gegangen.

Waren Sie enttäuscht, dass so wenig Bedarf war? 
Enttäuscht nicht, aber etwas erstaunt. Ich würde es aber zum Beispiel bei einer zweiten Welle wieder machen, vielleicht anders kommunizieren oder etwas anpassen. Vielleicht trauen sich die Leute bei einem zweiten Mal eher, Hilfe in Anspruch zu nehmen – oder das Bedürfnis ist dann grösser. Es kann dann ja nochmals alles anders sein. 

Wann kam der Quartierverein auf die Idee, etwas zu machen? 
Wir haben im Vorstand darüber gesprochen, als der Lockdown kam und klar war, dass ältere Menschen nicht mehr rausgehen sollten. Wir haben dann auch beschlossen, den Quartiertreff zu schliessen, und mussten die dort geplante Generalversammlung absagen. Andere Massnahmen hatten wir nicht vorgesehen, weil wir davon ausgingen, dass die Leute informiert sind und sich an die empfohlenen Massnahmen halten.

Gab es während der Corona-Zeit für Sie auch etwas ausdrücklich Positives? 
Ich konnte sehr gut im Homeoffice arbeiten und empfand das als angenehm, weil der Arbeitsweg wegfiel. Ich hoffe, dass die Arbeitgeber hier etwas lockerer werden und das öfters erlauben. Ich muss auch sagen, dass wir hier in der Siedlung mit den Einfamilienhäuschen sehr privilegiert waren in dieser Situation – alle haben Platz und auch einen Garten, wo man mal rauskonnte und auch die Kinder sich zum Beispiel auf dem Trampolin austoben konnten. Dafür bin ich sehr dankbar. 

 
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